Warum ich (als Mann) #dadbod für falschen, sexistischen Scheiss halte

„Ich bin fett, und das ist okay …“, diese Nachricht sendet der aktuelle Trend von #dadbod gerade. Männer twittern und instagrammen ihre kleine Wampe und schreien in die Welt hinaus, wie geil sie doch bitte trotz der paar Pfund zuviel sind.

Ich halte das für ein gefährlich falsches Signal.

… und nein, ich halte es nicht für ein falsches Signal, weil ich seit acht Wochen darauf bedacht bin, meinen #dadbod wieder etwas weniger „Dad“ und mehr schlank aussehen zu lassen (von 85 auf Stand heute 73 Kilo).

Ich halte es für ein falsches Signal, weil es sexistisch ist.

Ich finde es schon eine Unart, dass Männer sich ganz selbstverständlich in der Umwelt immer halb-nackt präsentieren müssen. Ohne jegliche Bedachtheit auf Körper und Scham hängt da die Plautze unterm Shirt raus, oder wird beim Gang durch die Wohnsiedlung auch mal ganz auf ein Shirt verzichtet. Ich habe hier Nachbarn, die auch gern mal mit freiem Oberkörper zur Kita laufen und den Nachwuchs abholen.
Ich habe keine schlechte Meinung von meinem Körper, aber ich muss ihn doch nicht jedem unter die Nase reiben, oder?

Noch schlimmer aber finde ich die Signalwirkung von #dadbod, weil es kein #mombod gibt. Wieso müssen Frauen schön, schlank und gepflegt sein, während #dadbod propagiert, dass Kerle nichts davon sein müssen, sich aber ungeniert damit prüsten können die geilsten Typen auf Erden zu sein? Wir sollen uns gehen und dafür noch feiern lassen?

#dadbod verkehrt #aufschrei einfach mal um.
Seht her, ich bin ein Kerl, ich darf das!

Nein, wirklich.
Da möge die letzte Autorin einer Klatschspalte behaupten Männer mit Bauch vögelten besser – #dadbod hat keine Daseinsberechtigung. Null.

Es sei denn, ihr Frauen macht jetzt #mombot auf und zeigt eure Bäuche – die genau so wenig perfekt sind wie unsere. Die Streifen haben, kleine Fettpölsterchen oder Narben. So what? Aber dafür seid ihr – im Gegensatz zu all den fetten Kerlen in der Welt – wahrscheinlich zu sehr bedacht auf das, was andere denken. Und wessen Schuld ist das? Genau, die von all den #dadbod-Typen, die von euch verlangen makellos zu sein und sich gleichzeitig aufgehen lassen wie ein Hefeteig in der Mittagssonne.

Hört auf #dadbod cool zu finden, ihr demonstriert damit nicht gegen den Schönheitswahn der Marketing-Welt sondern zeigt nur, wie vollkommen egal euch alles ist – Werbung ebenso wie die Gesellschaft und eure Frauen und Töchter!

(Und nein, das da oben ist nicht mein Bauch …Das Bild stammt von „Philipp“ auf flickr und steht unter CC Lizenz)

2 Kommentare

  1. Also ich kannte #dadbod vorher gar nicht, habe aber auch gar kein Bedürfnis, es mir anzusehen. Und größtenteils möchte ich deinem Artikel zustimmen. Was ich allerdings kritisieren muss, ist deine Vermischung von Sexismus und der Unart, dass Männer ohne Shirt durch die Gegend laufen. Es ist dann, ehrlich gesagt, auch sexistisch, Männern das verbieten zu wollen. Klar, es ist alles eine Frage des guten Geschmacks, ich finde es auch nicht besonders schön, wenn ein fetter runder behaarter Bauch da nackt durch die Gegend rennt, aber das gehört halt zur persönlichen Freheit. Ich möchte das niemand verbieten. Schließlich wird, ausser dem ästhetischen Sinnen einiger, ja auch niemand dadurch verletzt.

    Zum Rest kann ich allerdings nur zustimmend nicken!

  2. Ja!
    Man sollte ja meinen in meinem gesetzten Alter von *räusper-nuschelzig* sollte man schon etwas darüber stehen, aber nein! Ich bekenne mich, ich finde #dadbod ziemlich abturnend, ein schöner flacher Männerbauch ist was Schönes, das sehe ich immer mal wieder gerne und bekomme dann kleine Herzchen in die Augen und Speichelfluß, nur bitte nicht wie du schreibst bei allen möglichen Gelegenheiten (wir haben hier so einen Radfahrer *würg*) Man muss nicht wirklich alles super finden was nen Hashtag hat

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