Das könnte ein Drehbuch zu einem neuen Mafiosi-Schinken sein … Aber es ist real.
Wow … Da sind die Godfathers ja ein Scheiss gegen đHier die Storie als Kopie
Die Mafia – ihre Konturen, die Schatten ihrer kriminellen Taten – sind in der Geschichte verzeichnet und von Hollywood veredelt worden. Die „Godfather“, die Paten, existierten in DrehbĂŒchern und in der Wirklichkeit. Frank Sinatra, so haben Historiker geschrieben, hatte viele Freunde, die Gangster waren. Und nicht nur er, sogar die CIA soll Mafiosi engagiert haben, um Fidel Castro zu eliminieren. Die Mafia kontrollierte nicht nur Gewerkschaften, sondern auch so manches Casino in Las Vegas, wo man sich eher zufĂ€llig traf, Hollywood und die Kriminellen.
„Eigenartig“ erschien es der deutschen Darstellerin Alexandra Kamp-Groeneveld, als sie unlĂ€ngst in Berlin mit Steven Seagal, 51, vor die Kamera trat: „Ăberall Bodyguards“, acht zĂ€hlte sie, als Seagal, Action-Star und Hollywood-Beau, drehte. Der deutschen Schönen erschien „das doch ein wenig ĂŒberdreht“, zumal ihn „in Berlin kein Schwein kannte“.
TatsĂ€chlich hatte Seagal die Breitschultrigen nicht als Dekoration engagiert, um in Grandeur und Glamour aufzutreten, er fĂŒrchtete tatsĂ€chlich um sein Leben. Alsbald nĂ€mlich soll Steven Seagal vor einem Bundesgericht in Brooklyn, New York, aussagen – als Kronzeuge gegen die Mafia.
Ăber ein Jahrzehnt war Seagal, der erst im 37. Lebensjahr in „Tage des Terror“ seinen Hollywood-Durchbruch schaffte, mit dem Italo-Amerikaner Julius „Jules“ Nasso, 49, verbunden. „So eng wie BrĂŒder“ („L.A. Times“) sollen die beiden gewesen sein, stets im – schwarzen – Partnerlook und auch finanziell in Eintracht (etwa als Produzenten von Filmen wie „Alarmstufe – Rot“) und derart miteinander vertraut, dass Seagal Nassos Mutter an den Altar begleitete, als sie sich, nicht mehr ganz jung, kirchlich trauen lieĂ. Steven, erinnert Nasso, „war der Star der Hochzeit“.
Hunderte Millionen Dollar brachten die von ihnen ĂŒber die „Seagal Nasso Productions“ produzierten Filme wie „Zum Töten freigegeben“, „Deadly Revenge – Das Brooklyn Massaker“ und „Alarmstufe – Rot“ in die Kinokassen, und folglich empfand Nasso diese Phase wie eine MĂ€rchen – als Reise „auf dem fliegenden Teppich“.
Vor mehr als zwei Jahrzehnten hatte der Flug nach Hollywood fĂŒr ihn begonnen – in Brooklyn, als der groĂe Italo-Regisseur Sergio Leone sein „Es war einmal in Amerika“ drehte. Nasso, der mit seinen Eltern das gelobte Land im Alter von drei Jahren erreicht hatte, wurde als Dolmetscher und „MĂ€dchen fĂŒr alles“ engagiert – seither hat Hollywood ihn gepackt. Er suchte an der WestkĂŒste die NĂ€he von Schauspielern, die er aus Brooklyn kannte, Jimmy Baio etwa und Danny Aiello. Baio war es auch, der Nasso mit Seagal zusammenbrachte, der vor seiner Hollywood-Karriere sein Geld mit einer „Martial Arts“-Schule in Japan verdient hatte.
Vor zwei Jahren ist der fliegende Teppich plötzlich vom Himmel gefallen, es gab Streit. Das Ende einer Freundschaft. Nasso vs. Seagal. Im MĂ€rz eine Klage – eine 60-Millionen-Dollar-Forderung an Seagal, der angeblich vier mit Nasso vereinbarte Filme (mit Seagal als Hauptdarsteller) nicht drehen wollte. Drei Monate nach der Klage verhaftete das FBI jedoch nicht den Schauspieler, sondern Nasso – wegen angeblicher Erpressung mit UnterstĂŒtzung der Mafia. Nasso ist gegen eine Kaution von 1,5 Millionen Dollar in Freiheit, nur einer seiner Bekannten, ein gewisser Anthony Ciccone, 67, sitzt noch immer hinter Gittern und wartet auf die Anklage, die Seagal, Nasso und ihn im Gerichtssaal wieder vereinen wird.
Ciccone ist nicht irgendwer: Er ist „Capo“ bei der Mafia, einer der Chefs der Gambino-Familie. Ăber Jahrzehnte wurde sie von John Gotti beherrscht, einem Mafia-Boss, der kĂŒrzlich an Krebs gestorben ist; im HochsicherheitsgefĂ€ngnis in Marion (Bundesstaat Illinois) hat er nach dem Verrat eines Vertrauten eingesessen, lebenslĂ€nglich. Jahrelang hat das FBI dieGambinos observiert, verfolgt und abgehört. Inzwischen ist auch ein Gotti-Bruder und ein Gotti-Sohn hinter Gittern.
Nur lieĂ sich der Gambino-Clan trotz Zuchthaus-Strafen nicht schrecken: Die Mafiosi erpressten auch weiterhin die im Hafen von Brooklyn und Staten Island aktiven Firmen. In einer der Mafia-Stammkneipen, „Brioso“, versteckten FBI-Agenten Mikrofone und hörten mit, was sich die Gangster zu erzĂ€hlen hatten, beispielsweise, dass ein Typ in Hollywood erpresst werden sollte.
Er kenne „das Tier, dieses Biest“, berichtete einer der MĂ€nner in der Kneipe und forderte seinen GesprĂ€chspartner auf: „Geh mal etwas derber mit dem um, mach‘ Druck!“ Die Stimmen waren alsbald identifiziert: Nasso und Ciccone, der „Capo“. Ihr Opfer: Steven Seagal. Gemeinsam reisten die Mafiosi nach Toronto, wo der Hollywood-Star mit dem Rapper DMX den Thriller „Exit Wounds“ drehte, sie trafen ihn auch danach noch mehrmals, an der WestkĂŒste und in New York.
Die FBI-Agenten schnitten die GesprĂ€che mit und schlieĂlich kam es zur Anklage: Die Mafiosi sollen von Seagal pro Film 150.000 Dollar gefordert haben – als EntschĂ€digung fĂŒr Nasso. Seagal, verstĂ€ndlich, bestreitet heute, je einen Mafioso getroffen zu haben, es sei denn als Charakterstudie, um sich fĂŒr eine Filmrolle vorzubereiten. Sein Partner Nasso und Mafia-Kontakte? „Keine Ahnung.“ „Wie kann er das nicht gewusst haben“, höhnt heute der Produzent: Einer seiner BrĂŒder, ein Chiropraktiker, ist mit der Tochter eines inhaftierten Gambino-Bosses verheiratet, Bruder Vincent ist wegen der – angeblichen – Zahlung von Bestechungsgeldern an die Mafia ebenfalls zu einem aktenkundigen Fall geworden.
Vor Jahren hatte das auf EnthĂŒllungsgeschichten spezialisierte Magazin „Spy“ bereits gemeldet, Seagal sei mit Leuten befreundet, „die Kontakte zur Mafia unterhalten“. ZunĂ€chst reichte er wegen Verleumdung Klage ein, dann machte er einen RĂŒckzieher.
Nasso ist vorerst noch im FilmgeschĂ€ft tĂ€tig. Im Herbst soll ein von ihm produzierter Film, „Narc“, in die Kinos kommen. Einer seiner Partner bei diesem Projekt heiĂt Tom Cruise. Der Hollywood-Star fungiert als „executive producer“. Wird der beschuldigte Nasso in Hollywood der Premiere beiwohnen, wollte die „L.A. Times“ von ihm wissen: „Warum denn nicht? Der Film ist eine „Julius R. Nasso Production“.
Film ist Film. Und die Mafiosi zĂ€hlen eben zu den alten Bekannten, die schon in frĂŒhen Zeiten Hollywoods Filme finanzierten, und womöglich auch heute noch. Inkognito natĂŒrlich.