„Wir sind Papst“
Die Schlagzeile der BILD anno 2005 ist berühmt geworden – und prägte zumindest in Deutschland das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. mehr als der Papst durch Handlungen diese Zeit selbst.
Nun hat das Oberhaupt der katholischen Kirche seinen Rücktritt zum 28.02.2012, 20 Uhr erklärt.
Er fühle sich den Herausforderungen nicht mehr gewachsen – so kann man die kurze Rücktrittserklärung des Papstes deuten.
Wir erleben hier Geschichte. Große. Denn ein Rücktritt vom Amt des Papstes gab es in der christlichen Geschichtsschreibung bisher nur ein einziges mal. Das war Coelestin V. – im Jahr 1294.
Mit seinem Rücktritt sprengt Papst Benedikt XVI. am Ende seines Pontifikats doch noch ein Tabu für die katholische Kirche. Denn Joseph Ratzinger, der seit April 2005 das Amt des 265. Papstes führt, war in seinem Amt immer auch ein Traditionalist. Einer, der nicht den Anschein machte, die katholische Kirche im 21sten Jahrhundert ankommen lassen zu wollen.
Auf der anderen Seite war das vielleicht auch das Selbstverständnis des Mannes, der eigentlich nie Papst werden wollte. Denn von Anfang an war klar – Benedikt XVI. ist ein „Übergangspapst“. Und so könnte der Mensch Ratzinger das Amt einfach auch nur „gefüllt“ haben, in dem Gedanken die wirklichen Kämpfe einem (verhältnismäßig) jungen, frischen Papst anzuvertrauen und den Status Quo so lang zu halten.
Diesen Punkt der Amtsübergabe sieht der noch amtierende Papst nun gekommen.
Doch er ebnet damit nicht nur den Weg für einen neues, aufgeschlossenes Kirchenoberhaupt. Zum Ende seiner Amtszeit setzt Benedikt XVI. dann doch noch ein riesiges Signal für die katholische Kirche. Denn künftige Päpste haben jetzt die Wahl mit Würde abtreten zu können, wenn sie die Zeit für gekommen halten. Der Mensch Ratzinger setzt damit dann doch noch ein Zeichen. Das wichtigste in seiner Zeit als Vertreter Gottes auf dieser Welt.
Dafür gebührt ihm Respekt.
Schreibe ich als Nicht-Christ.
Spannend übrigens: Die wichtigsten Fragen zum Papst-Rücktritt mit Antworten.