14 Tage iPad

Verändert das iPad Leben? Vielleicht ..
Im Folgenden möchte ich einmal (sehr frei) die Erfahrungen aufschreiben, die ich in 14 Tagen mit Apples iPad gemacht habe:

Vorab zwei Dinge: 1) Dieser Text entsteht auf dem iPad, als Beweis dafür, dass man hier auch wunderbar längere Texte schreiben kann. 2) Für einen endgültigen Bericht, ob und wenn ja, wie, das iPad ein Leben verändern kann ist es nach 14 Tagen mit Apples kleiner Wunder-Flunder eigentlich noch ein wenig zu früh, denn noch zieht sie das eigene Konsumverhalten wahrscheinlich durch den Neuigkeits- und Nerdigkeitsfaktor auf sich. Trotzdem möchte ich nach zwei Wochen einmal ein wenig berichten. Erst in ein paar Wochen wird sich zeigen, ob der Tablet-Computer, wie schon vor Jahren mein Palm oder die PSP, in der Ecke verstaubt – oder aber, ob das Ding hier wirklich die magische Revolution ist, als die es Apple anpreist.

Warum hat es das iPad in meinen Haushalt geschafft – ungesehen, ohne, dass ich dieses Ding vorher einmal in den Händen gehalten habe? Und vor allem, obwohl ich bei der Präsentation des iPad noch das fehlende Multitaksing und das geschlossene iPhone-Betriebssystem angeprangert hatte? Die einfache Antwort ist: Weil ich schon immer ein Tablet haben wollte, und das iPad preislich unterhalb einer gewissen, psychologischen Schwelle geblieben ist – einer, bei der ich meinen Wunsch im Zweifel auch vor eine eigene Rechtfertigung stellen kann.

Nun also? Was ist das Fazit nach vierzehn Tagen?
Das kann ich differenziert eigentlich nicht sagen. Es rockt. Es ist, wie die Entdeckung eines neuen Lieblingsessens, von welchem man nicht genug bekommen kann – in dem man Baden möchte, oder zumindest immer etwas im Mund haben.

Ich habe mir das iPad – trotz innigem Wunsch muss man sich für den Moment des Zweifels ja auch einige Rechtfertigungen zurecht legen, die man dem vernünftigen Engelchen auf der rechten Schulter im Fall eines Falles um die Ohren hauen kann – ich habe mir das iPad also zugelegt, weil ich etwas wollte, auf dem ich bequem längere Texte lesen kann, ohne überflüssiges Laptop-Gewicht. Und, um etwas zum spielen zu haben – natürlich nur für die Kinder. Und, … Mir gehen die vernünftig klingenden Ausreden aus. Die Diskussionen mit dem Engelchen habe ich in den schwachen Momenten trotzdem gewonnen, und meine Umwelt schaut zwar ein wenig argwöhnisch, wenn ich die Gründe zum Kauf eines 600 Euro teueren Aluminiumtabletts vorbringe, scheinen sie aber zu akzeptieren.

Aber in der Tatsache lese ich tatsächlich mehr, und vor allem bewusster. Ich habe meinen Google Reader auf Null und bedauere, dass ich nicht noch mehr Feeds habe. Ich lese morgens die Apps von N24 und Focus, lange Geschichten im Spiegel – ich konsumiere Inhalte insgesamt wieder bewusster und gern auch wieder längere Geschichten, die mein Instapaper zunehmend schlucken muss. Wie oben beschrieben kann ich derzeit natürlich noch nicht behaupten, dies wird ein Dauerzustand, keine Ahnung ob dieses Konsumverhalten aufkommt, weil ich ein klein wenig verliebt in dieses kleine Stück Technik bin, oder weil in Berlin gerade Dinge passieren, die mich zum interessierten Lesen bringen. E-Books habe ich bisher zwei gelesen – das überall frei erhältliche Alice im Wunderland (das ich bisher zu meiner Schande noch nicht gelesen hatte) und “Nein, ich will keinen Seniorenteller”, das ich als Print-Ausgabe angefangen und nun auf dem iPad zuende gelesen habe. Das Lesen am iPad geht erstaunlich gut – die oft aufkommende Kritik, der Bildschirm sei zum langen lesen zu hell kann ich nicht nachvollziehen. Die Apps Good Reader und textunes bieten gute Möglichkeiten die Helligkeit des Monitors zu regeln. Übrigens Helligkeit, das bringt mich zu zwei kleinen Kritikpunkten am iPad: 1) Man kann die Helligkeit des iPad-Monitors nur über “Einstellungen” regeln, was ab und an wirklich nervig ist – insbesondere, da das iPad kein Multitasking kann und man die App, wegen der man den Bildschirm heller/dunkler haben will, beenden muss .. 2) Das WLAN des iPads ist grausam. Zumindest bei mir (FritzBox) dauert das laden der Seiten am iPad gelegentlich deutlich länger als am MacBook. Auch YouTube-Videos brauchen in der Regel immens lange Zeit zum laden.

Aber zurück zum “Erleben” mit dem iPad.
Ich spiele mehr. Allein, zu zwei, zu dritt.
Egal wem man das iPad derzeit zeigt, alles sind interessiert und durchaus begeistert.  Das macht zum einen der mediale Hype, zum anderen aber auch das Erlebnis aus. Und genau dieses Erlebnis ist, was auch meine Frau und meine Kinder zum Gerät hin zieht. Das neue Spielerlebnis ist einzigartig und gleichzeitig intuitiv. Man tippt die Dinge an, die man haben will, oder zieht Linien von A nach B um Dinge zu bewegen. Das Prinzip ist nicht neu, das iPhone oder manch gutes Android Spiel lassen dies ebenso zu – auf dem 10 Zoll großen Monitor des iPads jedoch ist es etwas vollkommen anderes. Selbst mein 1 1/2 Jahre alter Sohn tippt neugierig auf dem iPad herum. Dazu muss ich sagen, dass wir unsere Kinder eher von Computer und Spielkonsole fern halten. Der älteste Sohn hat zwar einen DS, den allerdings auch nur aller paar Wochen in Betrieb.

Das iPad verändert das Konsumverhalten. Das ist nach der kurzen Zeit tatsächlich feststellbar. Es nimmt genau den Platz ein, für den es geschaffen wurde: Als Lückenfüller irgendwo zwischen Computer, Laptop und Handy. Es ist handlich wie ein Buch, es ist schnell im Netz wie ein Handy, es ist groß genug um bequem Texte lesen zu können und es treibt den Spieltrieb an – zum einen über Spiele, zum anderen über sich als Gerät selbst.
Im Berufsalltag ist das iPad nur eine halbe Alternative. Man kann es in ein Meeting mit nehmen – um Informationen abzurufen, oder Dateien, Termine und Kontakte dabei zu haben. Um im Meeting schnell Notizen nebenbei zu machen ist das iPad hingegen nur eingeschränkt nutzbar – auf der Tastatur kann man zwar gut schreiben, ist aber trotzdem nicht schnell genug. Und mit Apps wie Penultimate kann man zwar auf dem Bildschirm schreiben, das nützt aber nicht viel, da das iPad nicht über eine Schrifterkennung wie bspw. der Palm verfügt (Update: Das ist halb-falsch – von Haus aus hat das iPad in der Tat keine Schrifterkennung, dank einer App läßt sich diese jedoch “nachrüsten”). Sprich: Sollen die Texte später weiter nutzbar sein, muss man sie über die Tastatur eingeben.

Ich bin ein Star Trek-Fan, und als solcher vertrete ich natürlich die Überzeugung, dass Steve Jobs sich das PADD in Star Trek zum Vorbild für das iPad genommen hat 😉 Und genau wie in Star Trek erwische ich mich dabei es zum lesen, spielen und Informationen holen zu nutzen – selbst, wenn mein getreues MacBook Pro einsatzbereit daneben steht.

Abschließend also: Braucht man das iPad? Das ist die Frage, die mir in den letzten 14 Tagen von jedem gestellt wurde. Und die klare, eindeutige Antwort lautet Nein! Niemand braucht ein iPad – es braucht schließlich auch niemand einen Nintendo DS, einen Beamer oder Mango-Orangen-Pfirsich-Saft. Trotzdem gibt es das Zeug zu kaufen, und trotzdem haben wir das ein oder andere davon. Ein Ersatz für irgend ein Gerät ist das iPad nicht: Ohne Computer mit iTunes ist es nicht nutzbar, für einen iPod ist es zu groß, telefonieren kann es nicht, als Alternative zur Spielekonsole ist es zu teuer, … Warum zur Hölle also kauft man es? Das habe ich oben versucht zu beschreiben, und wenn es keine überzeugende Gründe sind passt das zum iPad – denn im Moment ist es nicht Fleisch, nicht Gemüse. Eher eine gute Suppe mit beidem plus einen Spritzer “Geheimzutat”. Und genau das macht es zu einem schönen Gerät. Einem mit Zukunft.

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7 Kommentare

  1. Witzig.. meines kommt erst noch und auch ich habe es „aus dem Bauch“ heraus bestellt, aus ähnlichen Nutzungsgründen, die Du hier beschreibst.. insofern.. gut geschrieben und ich hoffe, ich habe ähnlich viel Spass mit dem kleinen Teil. 🙂

  2. Auch, wenn ich in naher und wahrscheinlich auch in entfernterer Zukunft kein iPad kaufen bzw. besitzen werde, finde ich diesen Bericht wirklich schön. Er macht auf jeden Fall Lust auf das Gerät, auch, wenn man es wie Mango-Litschi-Kirsch-Banane-Saft nicht braucht. 😉 Ich hatte vor zwei Wochen kurz die Gelegenheit mit dem iPad zu hantieren und es ein wenig zu erforschen. Ich mag es. 🙂

  3. Sehr schön geschrieben! Ich teile Deine Leseerfahrungen. Es ist schon vorgekommen, dass ich Instapaper ganz traurig angeschaut habe, weil alle Texte bereits gelesen waren. Ich freue mich wieder über lange Texte in Artikeln, die ich abends dann auch tatsächlich in Ruhe und ganz lese. Das ist fantastisch. Nebenbei ist das iPad hier im Hause ein geliebtes Gamepad geworden. Das MacBook hat jetzt im Gegensatz dazu immer öfter abends frei.

  4. Spricht mir aus der Seele!
    Besonders der letzte Satz, dass man es nicht bräuchte. Eigentlich ist das iPad überflüssig, aber trotzdem liebe ich es einfach und les z.b Blogs viel lieber am iPad als am Laptop. Stylisch einfach!

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