Eindruck: BarCamp Jena

Wenn einer, der ein BarCamp organisiert, ein anderes BarCamp kritisiert, dann hat das etwas vom Steinewerfen im Glashaus. Insbesonder, wenn derjenige „sein“ BarCamp noch nicht ausgerichtet hat.
Trotzdem will ich meine Meinung zum BarCamp Jena los werden.

Die Kritik geht nicht gegen die Orga, ich weiß was für ein Job es ist … Es ist für mich eher ein Anreiz die von mir hier kritisierten Punkte in Leipzig besser zu meistern.

Das BarCamp Jena ist sicherlich das Camp in Deutschland mit der schönsten Aussicht. Die 27ste Etage eines Hochhauses, bei dem man einen Rundumblick über die ganze Stadt hat, kann so schnell kein BarCamp toppen.
Fünf Räume plus ein “Forum” waren von Intershop zur Verfügung gestellt worden, vollkommen ausreichend imho und auch alle gut ausgestattet – Beamer gab es keine fest installierten, aber es gab für jeden der einen benötigte einen.

Die Themen der Sessions ist so ein Ding, bei dem man es nicht jedem Recht machen kann. Traditionell. Aber nachdem sich in den Sessionzeiten eigentlich alle Teilnehmer immer in die Räume verstreuten führt das zur Annahme: Es war für jeden was dabei. Am Sonntag war allerdings schon festzustellen, dass es einige Sessions weniger gab als am Samstag. Ermüdungserscheinungen wohl. Auch waren (ebenfalls schon traditionell) am Sonntag feststellbar weniger Teilnehmer.
Sessions, die mir im Ohr geblieben sind: Thema Recht von Carsten, Mobile Web von Benno, Comics von Johannes, die wunderbare Twitter-Session mit Tina, Sven und Stefan. Und die sch?ne – fortsetzungswürdige – Diskussion um ‘Work, Life and Love’ von Tina, Robert und Cem.
… in ein, zwei Sessions hätte ich gern noch gewollte, konnte aber nicht (Sonntagmorgen bspw. in die Startup-Weekend Session von Cem).
Ein wenig enttäuscht hat mich die zum Thema BarCamp-Orga angekündigte Session, die am Ende des BC stattfinden sollte und dann gecancelt wurde. Wäre interessant gewesen, ich würde das aber in Leipzig auf jeden Fall gern “nachholen”.
Weniger gut – in Bezug auf die Sessionplanung – auch: Auf dem Sessionplan stand nur das Thema, nicht wer es macht. Das aber finde ich durchaus eine wichtige Information. Muss also bitte mit drauf.

Prima am BarCamp Jena waren die vorhandene Kinderbetreuung – die am Sonntag intensiv von meinen beiden Kindern genutzt wurde, weil nämlich andere Kinder quasi nicht vorhanden waren -, die Kaffee– und Saft-Versorgung sowie die Tatsache, dass man nicht nur bekannte Gesichter gesehen hat, sondern viele neue. Letzteres aber ist wahrscheinlich eine (positive) Entwicklung, welche die hohe “BarCamp-Dichte 2008” (TM) bedingt.

Zum – mir aufgefallenem – Negativen: Das WLAN zickte wie eine kleine Göre, die keinen Lollie beim Shopping-Bummel bekommt. Mal ging es fünf Minuten, mal ging es 30 Minuten wieder nicht. Nicht nur ich habe intensiv auf UMTS zurück gegriffen.
Es gab kein Catering – was im Grunde keine Problem ist, *aber* das BarCamp besonders am Samstag in meiner Wahrnehmung massiv gestört hat, weil es “auseinanderbrach”: Kaum war die erste Session-Runde (? 45 Minuten) rum, war bereits wieder 1,5 Stunden Mittagspause bei der die Teilnehmer sich in die Innenstadt verteilten. Das störte zumindest in meiner Wahrnehmung ein wenig weil so das Networking eher gestört wurde. Insgesamt hatte ich dann auch den Eindruck, dass das BC Jena kaum Networking beinhaltete, es war eher ruhig und “verloren”.
Die Sessionlänge von 45 Minuten war meines Erachtens nicht ideal. Erstens weil damit die Anfangszeiten einer neuen Sessionrunde immer schwankte und jeder fragte “Wann fängt die nächste Session an?”, und dann, weil eigentlich feststellbar war, dass die meisten gern die paar Minuten länger noch gemacht hätten.
Ich habe mich mit Lars, dem Orga-Kopf des BarCamp, darüber unterhalten und verstand den Gedanken dahinter. Aber es funktionierte nicht wirklich hatte ich den Eindruck.

Das BarCamp Jena war insgesamt ein nettes Event mit einigen Interessanten Themen, vielen Gesichtern und einem feststellbaren thüringischen Touch. Dem Orga-Team um Lars Zapf ist eine gute Premiere in der Tech-City Thüringens gelungen, auch wenn hier und da ein paar Chancen vergeben wurden. Aber davor sind wir in Leipzig nun auch nicht gefeiht. Für uns liegt eine Messlatte vor, die wir überspringen wollen. Wir werden uns Mühe geben für das BarCamp Leipzig, und daneben bin ich gespannt auf das BarCamp Jena 2009!

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12 Kommentare

  1. Hallo Thomas,

    danke für den Beitrag und Deine positive wie negative Kritik. Kann ich gut hören und nehme für zukünftige Projekte viel von Deinen Anmerkungen mit.

    Ich freu mich, dass Du da warst, Dich eingebracht hast und werde leider nicht nach Leipzig kommen können…was ich echt Schei*e finde. 🙁

    So denne, Dir alles Gute & Grüße in meine Heimatstadt.
    Holger
    —–

  2. Ja, es war nicht perfekt, aber nett als erstes ostdeutsches Spektakel dieser Art! Und für dich doch ideal, hast du es doch unter einem ganz besonders kritischen Auge betrachtet, so dass du ja nun in Leipzig alles besser machen kannst…. 😉
    Im Ernst: es wird immer anders sein und es wird immer Dinge geben, die super und welche die verbesserungswürdig sind.
    Das ist das Leben! Unperfekt perfekt.

  3. Immer ein Wlan Kabel mitnehmen.
    Ganz, ganz wichtig beim Barcamp.

    Das Wlan ohne Kabel funktioniert nie so wie es soll.

    Selbst auf dem Barcamp Köln2, bei QSC, bei dem sich ein hochmotivierter Superduperturbo Admin um nichts anderes wie das Wlan gekümmert hat, gab es regelmässig Aussetzer.

    Das ist einfach so.
    Auf einem Barcamp geht das Wlan in die Knie.
    Egal ob bei den Google Developer Days, Barcamp Köln, Wordcamp, Barcamp Berlin, etc. …

    Wlan ist überbewertet.
    Ein 10¤ Switch und ein 2¤ Kabel bringen deutlich mehr.

  4. Franziska: Wie schon einführend erwähnt kritisiere ich nicht die Leistungen des Orga-Team, es sind mir – und nicht nur mir, wenn ich die Resonanz eben so lese – aber halt ein paar Dinge aufgefallen.
    Das BC Leipzig wird sicherlich auch nicht perfekt, aber Kritik muss trotzdem erlaubt sein. Ich will auch keine perfekte Konferenz, das wäre zu steril 🙂

    Jowood: Die Kinderbetreuung war gut, meinen Kindern hat es Spaß gemacht – wobei die natürlich wie schon geschrieben quasi allein mit der Betreuerin waren und welches Kind beschwert sich schon über intensive Betreuung? Die lieben das.
    Es war halt eher „normal“ – sprich: Ein Zimmer, ein paar Spiele und ein paar Stifte zum malen. Aber trotzdem war es gut, mir ermöglichte es nur die Betreuung auch am Sonntag nach Jena zu fahren. Und schön fand ich: Kinder (besonders die Kleine) war mal bei mir, mal in der Betreuung. So hatte ich auch kein schlechtes Gewissen 😉

    Sven: Ja, irgendwie habe ich von noch keinem BarCamp gehört, dass durchgehend gutes WLAN hatte … eine Herausforderung für Leipzig mehr 😉

  5. Zur Manöverkritik .. betrifft eigtl. nicht Jena im Konkreten … mich wundert ein wenig, dass das _Format_ Barcamp sich nicht ein wenig fortentwickelt. Es wäre mehr Verdichtung möglich. Merkwürdig, dass pbwiki nur eine Liste liefert und z.B. kein Selbst-tagging der Teilnehmer nach Interessen – so verpassen sich Leute, die eigtl. hätten miteinander reden sollen/wollen, wenn sie mehr über einander gewusst hätten.

    Idee/Empfehlung für Leipzig:
    Lernen von den Medien, über die wir reden, von Online für Offline was lernen!
    Wie wärs mit einer People-Tafel, die die Session-Tafel ergänzt? Jede/r kann dort eine Themenkarte dranpinnen (z.B. Karton, auf der er das Thema schreibt) und sich dann mit seiner Namenskarte (Vorname, Nachname) um das Thema „scharen“. Über diese People- und Tag-Cloud kommen dann Leute ins Gespräch.

    Sehr gute Beobachtung deinerseits, dass das Setting nicht stimmte. „Es gab kein Catering – [was bewirkte, dass das] BarCamp … “auseinanderbrach“:

    Dass der Veranstalter den wichtigen Begegnungsraum „gemeinsam Essen“ nicht genutzt hat, kann verschiedene Gründe haben, es ist jedenfalls ein fataler Konstruktionsfehler, wenn es doch darum geht eine temporäre Community und etwas „kollektive Intelligenz“ zu erzeugen. Dem Wir-Feeling sollte man da eine reelle Chance geben durch einen „sozialen Raum“. Mal sehen, ob Leipzig das „soziale Feng Shui“ besser hinbasteln kann. Die Aussicht aus dem 27. Stock ist jedenfalls nicht essentiell.

  6. thema essen:

    – es wurde ein 24/7 buffet in berlin erwähnt. das wäre gut. es muß ja kein high-end buffet sein.

    – die kostengünstige variante: brot / brötchen aufschnitt und vielleicht was schnelles zum warmmachen, pappteller und jeder kann sich selbst was leckeres fertig machen. und noch jemand, der sich ums auffüllen und nachkaufen kümmert. sicherlich gibts da auch einige futter-sach-spender (würstchen aufschnitt aufstrich etc), ansonsten ist eine futterspendendose bei den leckereien sicherlich auch nicht verkehrt und finanziert dann bestimmt den aufwand

    thema information:

    – in der teilnehmerliste im wiki fehlt mir die folgenden infos direkt bei der liste: ort / foto (zum wiederfinden) / tätigkeitsschwerpunkte

    nachbereitung:
    – es fehlte mir der aufruf an die vortragenden bzw. die mitbloggenden zuhörer auf der barcamp-wiki-seite die gegebenen vorträge einzupflegen.
    – also eine übersichtsseite sessionübersicht und je vortrag dann weitere informationen (kurztext, weitere links, zusätzliche daten und präsentationen
    – evtl. wäre ein konsequentes mitcammen der sessions auch interessant (incl. der verknüpfung später mit dem wiki)

    wlan
    – um die erwarungen zu entschärfen würde ich auch in der info für die teilnehmer darauf hinweisen, daß man vorhandene UMTS karten und evtl. auch netzwerkkabel mitnehmen sollte, um als fallback für die auf jeden fall immer auftretenden WLAN probleme gewappnet zu sein und als fallback auch router anzubieten, bei denen man sich mit dem kabel einklinken kann
    – wichtig: ein seperates! WLAN-Netz (oder kabelnetz) für die Vortragenden bereitstellen, damit während eines vortrages dieser aufgrund des fehlenden netzes nicht ausfällt.

    party
    schön war es in köln, daß die abschließende party in den selben räumen stattfindet und da nicht ein bruch im networking stattfindet. daher ist eine location, die man auch bis tief in die nach nutzen kann sehr praktisch.

  7. Willi, danke für die Gedanken.
    Thema „Verdichtung“: In einem Wiki kann man eigentlich immer auch Links hinterlegen. Und Teilnehmer sind dazu aufgerufen diese Funktion auch zu nutzen – bspw. durch Verlinkung ihres XING-Profiles.

    So eine „People-Tafel“ hatte ich tatsächlich angedacht, vielen Danke für den Input! Wir werden uns bemühen das Networking in Schwung zu bringen/halten, auch weil wir einen hohen Anteil von lokalen/regionalen Besuchern erwarten.

    Catering vor Ort wird es auf jeden Fall geben. Wie das genau aussehen wird, werden wir denke ich innerhalb der nächsten 14 Tage klären können.

    Arno, auch Dir mein Dank.
    Wir werden auf dem BarCamp von jedem Besucher beim Empfang den Teilnehmer kurz fragen ob wir ihn mit Bild und Daten in einem speziellen Mitgliederbereich der Website zeigen dürfen um die „Wieder-Kontaktaufnahme“ für alle Teilnehmer zu ermöglichen.

    Thema Sessiondokumentation: Vorträge online zu stellen regeln die Teilnehmer im Normalfall selbst. Was mir aber bspw. in Jena gefehlt haben und wir versuchen werden zu machen: Eine Session-Übersicht mit Themen und Vortragenden inkl. Links zu den Folien zum später nachschauen. So erleichtert es das Wiederfinden der Vortragenden.

    WLAN: Danke, werde den Hinweis mit dem UMTS auf der Website einbauen. Auch wenn ich natürlich hoffe, dass das WLAN auf dem Campus Stand halten wird 😉

    Party: Wir werden am Fr. evt. eine Party machen. Am Samstag müssen wir noch klären, auch ob wir in den Räumlichkeiten bleiben dürfen. Wir hatten eigentlich an gemeinsames Grillen o.ä. gedacht – das müssen wir noch klären.
    Sonntag Abend wird es natürlich nichts geben, wir wollen ja auch alle irgendwann mal heim, oder?! 😉

    Danke jedenfalls für das Feedback, ich nehme das alles wirklich sehr gern mit und wir werden versuchen aus dem BC Leipzig ein schönes Event zu machen.

  8. thema sessiondokumentation: leider wurde auf den vielen barcamps die ich besucht habe keine infos nachträglich im wiki ergänzt. also wäre ein expliziter hinweis direkt auf dem barcamp angebracht.

  9. Arno, das ist mir auch schon aufgefallen und auch ich halte das für eher schlecht – man merkt sich natürlich die Themen die man besucht hat, aber seltenst die Namen der Sprecher … Wir werden das in Leipzig daher auf der Website dokumentieren wer was für Sessions gemacht hat und bei Bedarf noch mit Links hinterlegen.

  10. Ja, hatte ich am Dienstag gelesen … sehr bedauerlich mit dem Firmware-Bug, aber kann man weder ändern noch vorher simulieren. Macht echt auch nix, denn wie Sven schon schrieb: Barcamp und WLAN, das darf garnicht funktionieren 😉

  11. Der WLAN Router hatte ein Firmwarebug, sorry, das habe ich erst am Sonntag abend erfahren. Prima bei einem neuen Gerät!

    Für die Vortragenden (und alle anderen) gab es überall beschaltete Netzwerkdosen (mit pro Raum getrennten Netzwerken), wie es auch auf der Barcamp-Internet Seite beschrieben war und die Dosen benannt waren. Eine Handvoll Netzkabel hatte ich am Empfang hinterlegt.

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