vom Scheitern

Manchmal scheitert man. Privat. Beruflich. Und wenn es dick kommt, sogar bei beidem zusammen. Das ist bitter, aber nicht zwangsläufig schlecht. Denn zu Scheitern bedeutet auch, zu lernen, Erfahrungen zu sammeln und schlauer aus einer Situation hervor zu gehen. Trotzdem hat das Scheitern noch immer einen negativen Touch. Kaum einer wird gratulieren, wenn man offen vom eigenen Scheitern spricht – sofort denkt das Gegenüber an Blödheit, ein verqueres Ego oder sonst irgend einen grenzdebilen Grund beim Gescheiterten.

Manchmal aber liegt es bei zwei Partnern einfach an unterschiedlichen Ansichten, an verschiedenen Vorstellungen von Unternehmertum und anderem Kommunikationsverhalten.
Ich bin gescheitert. Als Mitbegründer des Coworking Spaces in Leipzig.

Aber es ist nicht schlimm, denn das Scheitern der Zusammenarbeit zwischen den beiden Gesellschaftern bedeutet nicht das generelle Scheitern des Coworking Spaces im Tapetenwerk.

Anfang des Jahres taten sich Nico Krause, meine Frau und ich uns zusammen um den ersten Coworking Space in Leipzig zu auf die Beine zu stellen. Wir gründeten ein Unternehmen, mieteten einen Raum und fingen an.
Nico und ich, als Gesellschafter, kannten uns privat kaum. Aber wir schwärmten gemeinsam für die gleiche Idee – was an Gemeinsamkeiten nun jedoch nicht reicht, um ein eigenes Unternehmen miteinander zu teilen. Im Lauf der Zeit erkannten wir Unterschiede in unseren Vorstellungen. Ich bin eher Pragmatiker, Kaufmann und beim Thema Coworking weniger Idealist als ‘Gemeinschaftsbüro-Sager’. Nico ist, ohne das dies eine negativ bewertete Aussage sei, das ganze Gegenteil. Er hat eine Vision für das Coworking in Leipzig – eine, die ich nicht in allen Belangen teile. Hinzu kommt eine unterschiedliche Art der Kommunikation und Herangehensweise. Insgesamt also nicht die beste Voraussetzung für eine gemeinschaftliche Unternehmung. Diese Unterschiede waren mir durchaus bereits bei unserem ersten Treffen klar,  trotzdem entschied ich mich, die Idee als Gründer zu unterstützen, weil ich sie gut finde und weil ich das Gefühl hatte, sie benötigte etwas Antrieb.

Ich habe mich bereits vor einigen Wochen aus dem aktiven Teil des Projekts “Le Space” zurück gezogen. Ebenso wie meine Frau. Die Idee des Spaces und seine Verwirklichung sind vor allem im Kopf und mit dem Herz Nicos entstanden. Es war schön ihm zu den ersten großen Schritten unser Wissen, unsere Gedanken und Ideen mitgeben zu können.
Heute habe ich meine Anteile an der Firma an zwei neue Gesellschafter verkauft. Ich wünsche ihnen und Nico alles Gute und bin gespannt, wie sich das Projekt entwickelt.

Menschen sind verschieden, ticken anders, … manchmal gelingt es, zwischen zwei Inseln eine Brücke zu errichten, und manchmal bleibt es beim Bootsverkehr. Das rudern macht dann durchaus Spaß, aber auf Dauer wird es so kräftezerrend, dass man nur aufgeben kann, will man weitere körperliche Schäden vermeiden.

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Ein Kommentar

  1. Auch ich war in diesem Moment gescheitert. Aber scheitern bedeutet immer auch ein Neuanfang. Neue Chancen und neue Wege in eine neue Zukunft für beide! Coworking in Leipzig das ist wie ein wenig wie beim Staffellauf. So wie der Charakter von Coworking an sich. Selbst die Erschaffer von Coworking sind letztlich super flexible-Leute, wichtig ist am Ende, dass die Staffel weitergetragen wird und das Feuer der Coworking Idee weiterleben kann. Die Coworking Staffel wurde von Euch ein ganzes sehr wichtiges Stück weit getragen. Scheiden tut weh heißt es – ja das tat es auch hier und letztlich sind wir alle Menschen und keine Maschinen. Das müssen wir uns immer wieder eingestehen. Ich bin Euch auf jeden Fall nicht böse und ich hoffe, dass wir beide am Scheideweg, am Scheitern viel gelernt haben. Ich habe es wohl.

    Mir ist u.a. geblieben:
    a) ohne Dich und Alex wäre es nicht gegangen. Wir wären nicht da, wo wir heute sind.
    b) es hat mir Spaß gemacht mit Euch zu arbeiten und bin sehr dankbar für Euer Engagement
    c) es ist ein super hohes Risiko – eine Firma zu gründen mit jemanden, den man kaum kennt. Euphorie für eine Sache macht manchmal blind. Wir hätten das beide wissen müssen.

    Alles Gute für Euere Zukunft!

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