Die perfekte Kindheit?

Was ist eine „perfekte Kindheit“?
Ist es die Allgegenwärtigkeit der Eltern? Die stete Aufmerksamkeit? Oder eben überhaupt nicht die, sondern das Freiheiten lassen und die kleinen Lacher über die eigenen Witze, statt die großen Ausflüge in den Zoo?

Die Frage ist sicherlich individuell zu beantworten.
Ich habe eine ziemlich freie Kindheit gehabt – einige Verpflichtungen, daneben aber auch viele Freiheiten. Was ich mir gewünscht hätte, damals wie heute, wäre etwas mehr „Fürsorge“ gewesen. Geborgenheit. Ich versuche genau das meinen Kindern zu geben, aber sie trotzdem auch los zu lassen.
Daneben, noch was?

Kinder brauchen denke ich keine perfekte Inszenierung der Kindheit. Leben ist kein Bilderbuch – und am Ende machen wir Eltern sowieso immer irgend etwas falsch, wenn die eigenen Kinder später zurück blicken. Zu viel unternommen, zu wenig unternommen. Zu viel Freiheit, zu wenig davon.
Cool definiert sich nach Blickwinkel und Alter immer wieder neu. Und ob wir „coole Eltern“ sind hängt eher davon ab, ob der eigene Nachwuchs in der oralen, ödipalen oder pubertären Phase stecken. Oder weit dahinter. So sind meine Frau und ich bei den Freunden des großen Kindes schon deshalb „cool“, weil wir die jüngsten Eltern des gesamten Klassenverbandes sind. Unser Sohn selbst definiert das angesichts der eher strengen Regeln rund um sein Internet-Verhalten wohl eher anders …

Wir Eltern des neuen Jahrhunderts allerdings setzen uns zu sehr unter Druck.
Wir wollen die Bilderbuchkindheit. Wilde Abenteuer, treue Freunde, kognitive Förderung. Schach, Fussball, Museum, ein bisschen Internet und aller drei Wochen zum Asiaten, damit das Kind was Neues kennenlernen kann.

Muss das?
Eltern setzen sich mit einem Idyll von Bullerbü unter Druck„, schreibt Parvin Sadigh in der ZEIT. Und hat sicherlich nicht unrecht. Wir leiden nicht nur unter dem persönlichen Vermessungs- und Selbstoptimierungswahn, sondern auch unter’m familiären. „Quantified Family“. Dabei brauchen Kinder das überhaupt nicht. Die brauchen aufgeschürfte Knie, ein trockenes Brot, etwas Sand und Wasser und ab und an mal ein Lächeln und einen Drücker. Ich glaube, so eine Kindheit wird weitaus glücklicher als Lasse-John, der jeden Tag nach der Schule noch in Theater-, Fussball-, Schach- und Nachhilfe-Gruppen geht.

Natürlich macht es die Mischung. Aber vielleicht sollten wir mal aufhören uns selbst die ideale Kindheit der Kinder zu bauen, und sie mitbauen lassen – wenigstens kann man bei den vorwurfsvollen Gesprächen in 20 Jahren dann sagen: „Schatz, das hast Du so gewollt.“ 😉

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