Vatersein dagegen sehr

Im Magazin der Süddeutschen schreibt Till Krause, dass er als Mann mit Kind und ohne Frau immer wie ein „Dorfdepp mit IQ kaum über Raumtemperatur“ behandelt wird, wenn es um die Kinder geht – von Apothekerinnen, Erzieherinnen, Müttern, …
Frau antiprodukt bezeichnet das auf Twitter als „Männertränen zum Frühstück“. Unabhängig davon, dass ich diese drei Worte gern als Titel meiner ausstehenden Autobiographie nutzen würde (mit 33 muss ich mir jetzt langsam Gedanken machen …), finde ich das gehässig.
Denn ehrlich gesagt geht es mir zuweilen auch so. Und dabei nehme ich nicht mal Elternzeit, sondern lebe aktiv mit meinen Kindern.

Ich habe über meine Erfahrungen mit Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen schon einmal geschrieben.
Das Problem dabei ist aber nicht der Mann. Das Problem sind die Rollenklischees. Und genau das schreibt Till Krause eben auch: „Es scheint, als hätten viele Frauen immer noch ein Problem damit, Männer auf einem Gebiet zu akzeptieren“ – es ist eine Form der Diskriminierung. Ich werde von gewissen Frauen nicht als Vater anerkannt, der mit seinen Kindern umgehen kann. Und die Beurteilung basiert nicht auf Erkenntnis, sondern purem Vorurteil. Natürlich weiß ich auch, dass es Frauen genau anders herum geht, automatisch. Frauen haben gefälligste gute, liebende und immer ein Ohr-offen-habende Mütter zu sein, eine Alternative ist nicht vorgesehen.
Dass Männer mit Kindern wie Idioten behandelt werden, tritt vor allem bei „erziehenden“ Frauen auf. Findet man Mütter hingegen ohne Kinder vor, oder kinderlose Frauen, sind die meist total entspannt und anerkennend. Schon witzig.

Ich finde den Beitrag von Till Krause gut. Und richtig. Schade, dass eine Frau „rumheulen“ ruft, denn die Frage ist: wieso dürfen Männer nicht nach einer Emanzipation des häuslichen Mannes für sich rufen? Oder, wieso wird das als rumheulen quittiert?
Es geht nicht einmal um die Leistung oder deren Anerkennung, sondern die Behandlung. Ich finde es falsch, wenn Männer mehr gelobt werden für die gleiche Arbeit. Aber wenn die grundsätzlich Erkenntnis, dass Männer überhaupt Familienhüter sein können, grundsätzlich verweigert wird, finde ich das schon spannend.

Ich habe keine Elternzeit gemacht. Ich lebe mit meinen Kindern zusammen, übernehme Arzttermine, Elternabende, bringe und hole sie zu/von Kita und Schule, bin der erste der sie morgens sieht und weiß wie sie ticken und was sie beschäftigt. Zumindest bin ich bemüht. Trotzdem wurde ich anfänglich von Erziehern behandelt wie ein ferner Onkel.
Mein Lieblingsbeispiel: vor einer Weile war meine Frau nicht daheim & ich mit unseren drei Kindern allein daheim. Erstaunlich, wie viele Mütter es gab, die sich (für-)sorgend um mich und die Kinder kümmern wollten …

Rollenklischees sind blöd, aber ich empfinde sie auch nicht als Bürde. Ich würde nicht heulen, wie es von @antikonsum impliziert wird. Aber es ist eben nicht nur immer die Frau, die in der Familie diskriminiert wird – oder unter- bzw. regelmäßig auch überschätzt.
Das ist Leben, und eine jahrmillionige, naturgegebene Rollenverteilung durch alleinige aufgezwängte Linien überwinden zu wollen fällt eben schwer. Aber eben nicht nur immer Männern …

Dazu auch lesenswert: die wunderbare Replik Die Leiden der jungen Väter von Ephemera.

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